Wer einen Blick in eine der Gemüsekisten von Haus Bollheim wirft, kann erahnen, wie der Hof zwischen Euskirchen und Zülpich im Südwesten von NRW betrieben wird. Nehmen wir zum Beispiel die Tomatenkiste: Dort liegen Sorten wie White Beauty, German Gold, Berner Rose, Ochsenherz und Green Zebra in bunter Mischung nebeneinander – und das ist nur ein kleiner Ausschnitt der insgesamt 50 Gemüsekulturen des Betriebs. Wer den Blick weitet, entdeckt einen vielfältigen Hof mit Kühen und Hühnern, Acker-, Wald- und Grünland, mit Gewächshäusern, Blumenfeld, Käserei, Bäckerei, Hofladen (mit Café und eigenem Eis!) und neu sogar einem Kindergarten. Auch Saatzucht wird auf dem sich auch der Ausbildung widmendem Hof betrieben.
Seit 1982 wird Haus Bollheim auf seinen heute 220 Hektar biologisch-dynamisch bewirtschaftet, seine Produkte werden bis auf die Ökomärkte von Euskirchen und Köln vertrieben, alles wird in regionalen Wertschöpfungsketten gedacht. Mit seinen 75 Mitarbeitenden zählt die Hofgemeinschaft zu einem der großen Arbeitgeber in Zülpich – und ist damit eine echte Nummer auch für die regionale Wirtschaft. Und auch kulturell ist der Hof eine Perle: Denn die Wirtschaftsgebäude gehörten einst zum Schloss Bollheim, das hier von 1067 bis 1885 stand.
Nach einigen Eigentümerwechseln kaufte 1982 schließlich Arnold Langen die Gebäude und das Land, um hier Demeter-Landwirtschaft zu betreiben. Die Familie Langen musste gerade von einem Betrieb in der Nähe der Braunkohlereviere weichen. Nun wollte die Familie wie viele andere Eigentümer in der Landwirtschaft schon früh die Frage klären, wie eine außerfamiliäre Lösung in der Eigentumsfrage aussehen könnte, um den Beitrieb langfristig in die Zukunft zu führen. Familie Langen entschied sich dafür, einen Teil ihres Eigentums einer gemeinnützigen Organisation anzuvertrauen: der GaW, gemeinnützige Gesellschaft für angewandte Wissenschaft. Und hier kommt die BioHöfe Stiftung ins Spiel:
Seit Juli 2024 ist die BioHöfe Stiftung nun Gesellschafterin der Eigentumsgesellschaft, unsere Stiftungsvorstände Uwe Greff und Nikolai Fuchs wurden zu Geschäftsführern bestellt. Familie Langen war es wichtig, dass mit der Stiftung eine starke gemeinnützige Komponente in der Eigentümerschaft vertreten ist, die durch Stimmenproporz einen wesentlichen Einfluss auf die künftigen Geschicke nimmt. Neben der BioHöfe Stiftung wurden ein externerer Landwirt und eine Vertreterin der bisherigen Eigentümerfamilie Langen als Gesellschafter bestellt, die der Stiftung vom Stimmgewicht her gleichgestellt sind.
Damit ist der Hof für die kommenden Herausforderungen bestens aufgestellt. Ein Betrieb, der unsere Überzeugungen einer nachhaltigen Landwirtschaft optimal erfüllt, auch weil er der Gesundheit des Bodens höchste Priorität einräumt. „Nur, wenn wir den Boden mit organischem Dünger füttern“, so heißt es dort, „kann er die Pflanzen natürlich ernähren.“ Und damit uns Menschen.