Der Lorenzenhof

Eine Fahrt durch Angeln, jene Halbinsel in Schleswig-Holstein zwischen Flensburger Förde und Schlei, ist ein Erlebnis. Die sanft hügelige Landschaft mit kleinen Wäldchen umsäumt von schmalen, oft einsamen Ostseestränden gibt ein Gefühl von einladender Nähe und großer Weite zugleich. Die Landwirtschaft ist hier das bestimmende Element. Neben zahlreichen Betrieben zeugen auch alte Nutztierrassen wie das Angler Rind oder das Angler Sattelschwein von der landwirtschaftlichen Tradition dieser Region.

Gemeinsam für die Zukunft. Ehepaar Lehmann (1. u. 2. v.r.) und Ehepaar Lorenzen (4. u. 6. v. r.) mit Vorstand und Beirat der BioHöfe Stiftung.

Der Lorenzenhof passt genau in diese Landschaft. Die Gebäude des landestypischen Dreiseitenhofes sind zum Teil über hundert Jahre alt und schmiegen sich an einen kleinen Hang. Das Wohnhaus ist fein saniert und hat trotz traditioneller Bauernhausoptik einen frischen und lebendigen Charme. Die vielseitige Landwirtschaft umfasst insgesamt 120 Hektar Land. Kühe, Schweine und Gänse leben hier. Es werden Gemüseanbau und ein gut besuchter Hofladen betrieben. Auch ein hochmoderner Freilaufstall für 60 Kühe wurde 2018 fertig gestellt. Neben der Pächterfamilie Lehmann sind auch 13 Betreute der Sozialtherapie auf dem Hof zu Hause. Ein Stück weiter den Hang hinauf findet sich eine alte Hofstelle, die von Familie Lehmann übernommen, grundsaniert und zum Wohnraum für die Betreuten umgebaut wurde und ihnen am Ende ihres Arbeitslebens auf dem Hof als Altenwohnsitz dienen kann, damit sie den Hof nicht verlassen müssen.

All dies ist die Heimat von Peter Lorenzen und seiner Frau Christa. Herr Lorenzen ist tief mit dem Lorenzenhof verwurzelt, denn seine Familie betreibt den Hof seit Generationen. Er ist hier aufgewachsen und hat fast sein ganzes Leben hier verbracht. Dennoch ist er zum Loslassen bereit. Ein neuer Weg, das passt zu ihm.

Die neuen Wege

Schon als junger Landwirt lenkte Peter Lorenzen die Geschicke des Hofes in neue Bahnen. Immer weniger konnte er sich mit der konventionellen Landwirtschaft seiner Vorgänger, ihren Methoden und Wachstumszwängen identifizieren. Durch die neu gegründete Waldorfschule im nahegelegenen Flensburg wurde er schließlich auf Rudolf Steiner und die biologisch-dynamische Landwirtschaft aufmerksam. 1983 war es soweit: Er begann mit der Umstellung des Lorenzenhofes auf einen Demeter-Betrieb. Kein einfacher, aber ein glücklicher Entschluss. Der Hof entwickelte sich in der Folge prächtig. Doch als später die Gesundheit bei Peter Lorenzen keinen vollen Einsatz mehr zuließ, war wieder die Entscheidung für einen neuen Weg gefragt. Er verließ die Landwirtschaft, zog mit seiner Familie ins Altenteil und wandte sich einem neuen Beruf zu. Seitdem wird der Hof als Pachtbetrieb von Familie Lehmann fortgeführt.

Eine Schenkung in die Zukunft

Mit fortschreitendem Alter drängte sich bei Peter Lorenzen und seiner Frau die Frage nach der Zukunft des Lorenzenhofes auf. Auch hier stand am Ende die Entscheidung fest, neue Wege zu gehen. Der Hof hat sich durch die Arbeit der Familien Lorenzen und Lehmann zu einem Ort entwickelt, der mit vielseitiger Landwirtschaft und Sozialtherapie vielen Menschen eine Heimat bietet. Der Erhalt des Hofes als Entwicklungsort für die biologisch-dynamische Landwirtschaft und für die auf dem Hof lebenden Menschen war Familie Lorenzen ein tiefes Anliegen. Dazu haben im ersten Schritt zwei Verpächter den Entschluss gefasst, Land an die BioBoden Genossenschaft zu verkaufen. Auf diese Weise gut aufgestellt, wurde der Lorenzenhof 2018 an die BioHöfe Stiftung übergeben, die ihn im Sinne des Stifters Peter Lorenzen zusammen mit den Landwirten Mathias und Sabine Lehmann nun verantwortlich weiterführen wird.